Architektur und Entwicklung – bauen in einer globalisierten Welt
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Lehrziel:
Ziel ist es, zukünftige Architekten und Architektinnen darauf vorzubereiten, ihre eigenen Aktionsmuster in globalisierte Prozesse einzubinden und lokale Fragestellungen in überlokalen Zusammenhängen zu denken.
Das 21. Jahrhundert bringt eine neue Phase des Globalismus mit sich und damit neue Ansätze in der Architektur, die kontrovers diskutiert werden. Folgende Kernfragen werden behandelt: Was sind die zukünftigen Herausforderungen einer weltweit vernetzten Architektur? Adäquater Wohnraum als Menschenrecht? Was bedeutet Bauen in benachteiligten Regionen? Hat Architektur eine soziale und kulturelle Verantwortung? Haben andere Kulturen architektonische Antworten, die wir nicht haben oder stellen architektonische Fragen, an die wir noch nicht einmal gedacht haben?
Lehrinhalt:
Die Lehrveranstaltung besteht alternierend aus Vorlesungen und Gastvorträgen. Während die Vorlesungen die theoretischen Hintergründe und Begrifflichkeiten beleuchten, vermitteln die Gastvorträge Einblicke in praktische Fallbeispiele und eröffnen ein Forum für Diskussionen. Zu Wort kommen ArchitektInnen, AnthropologInnen, EntwicklungsplanerInnen etc.
In den Vorlesungen wird besonderer Wert auf die interdisziplinäre Verknüpfung gelegt. `Die Architektur ist zu wichtig geworden, um sie den Architekten zu überlassen´ meinte Giancarlo de Carlo bereits in den 1960er Jahren. Innerhalb der Architekturdisziplin ist es längst nicht mehr möglich, die immer komplexer werdenden Aufgabenstellungen im Alleingang zu bewältigen. Es werden Beispiele und Methoden aus den Kultur- und Sozialwissenschaften vorgestellt, die in der Architektur gewinnbringend eingesetzt werden können. Architektur wird als Bedeutungsträger definiert, der in den jeweiligen Kulturen unterschiedlich behandelt, konstruiert und interpretiert wird. Architektur drückt aus, wie sich eine Kultur, eine soziale Gruppe, selbst erfährt, sie verkörpert ihre Ideale und die Art, wie diese von anderen aufgenommen werden. Damit ist Architektur mehr als Zweck und Konstruktion – sie repräsentiert eine Lebensform, die Selbstwahrnehmung der Menschen und damit deren Identität.
In den Gastvorträgen wird vor allem die Bedeutung einer sozial engagierten Architektur hervorgehoben, die als eigenständige Bewegung in der zeitgenössischen Architekturszene deutlich wird, sich bewusst mit den neuen theoretischen Ansätzen und praktischen Anforderungen an das Bauen auseinandersetzt und über die euro-amerikanisch zentrierte Architekturwahrnehmung hinausgeht. So wird beispielsweise die Frage, welche Position ArchitektInnen bei Bauprozessen in einnehmen, selbst zum Gegenstand systematischer Untersuchungen. Hier werden über die technischen Komponenten hinausgehend vor allem die sozialen und kulturellen Prozesse sowie die Vermittlerrolle der/s Architektin/en beleuchtet.
Im Mittelpunkt steht Architektur in einem menschlichen Maßstab, in ihrer profunden, alltäglichen Bedeutung, jenseits von Normen, Gesetzen und hochtechnisierten Systemen – eine Architektur, die Kreativität und Erfindung zulässt und auf der Grundlage sozialer Prozesse langfristige, kulturelle Werte vermittelt.
Themen sind u.a.:
ENTWICKLUNG – was heißt das?
GLOBALISMEN – think global, build local
WELTBILDER – wir und `die Anderen´
KULTUREN – form follows culture
IDENTITÄTEN – wir sind was wir bauen