Erdbewegung: Lehm als klima- und ressourcenschonender Baustoff
Projektleitung: IBO – Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie
Partner: TU Wien, Baugeschichte und Bauforschung, Ao. Univ. Prof. DI Dr. Andrea Rieger-Jandl, Camillo Sitte Versuchsanstalt für Bautechnik, Hirschmugl KG, Holzbau Simlinger GmbH, Mag. Andreas Breuss, NetzwerkLehm
Förderstelle: FFG, FTI Initiative Kreislaufwirtschaft
Dauer: Jänner 2023 – Dezember 2025
Link: https://www.ibo.at/forschung/referenzprojekte/data/erdbewegung
Der massive Einsatz von nur mittels downcycling wiederverwendbarer bzw. von zu deponierenden Materialien der letzten Jahrzehnte stellt den Bausektor vor große Herausforderungen und Belastungen. Urban Mining, Building Stock-Erhebungen und Vorgaben zu Rückbaubarkeit von Gebäuden sind Maßnahmen, verbautes Material im Kreislauf zu halten und damit Ressourcen und Energie zu sparen. Kaum ein Baumaterial eignet sich so gut für die Kreislaufführung wie Lehm.
Der Gebäudesektor trägt wesentlich zu Ressourcenverbrauch und Treibhausgasemissionen bei. Was den Energiebedarf in der Nutzungsphase betrifft, wurde die Performance unserer Gebäude in den letzten Jahrzehnten erheblich verbessert. Die Nachhaltigkeit im Gebäudebereich endet jedoch nicht bei der Energieeffizienz von Gebäudesystemen, da bei dieser Betrachtungsweise die große Menge an Grauer Energie unberücksichtigt bleibt, die zur Gewinnung, Herstellung und Entsorgung der dafür benötigten Materialressourcen beansprucht wird.
Kaum ein Baumaterial eignet sich so gut für die Kreislaufführung wie Lehm. Er ist fast überall vorhanden, bedarf keiner gesundheitsbeeinträchtigenden Zusatzstoffe und ist bedenkenlos in den Naturkreislauf rückführbar. Das Material ist vor Ort verfügbar, vor Ort verwertbar und vor Ort entsorgbar. Lehm kann mit geringem Energieeinsatz aufbereitet werden und ist ohne Qualitätsverlust mehrfach wiederverwendbar. Lehm fällt vor allem bei großvolumigen Bauvorhaben als Aushub an, kann unterschiedliche Bauaufgaben übernehmen und fungiert in diversen Bereichen als Ersatz CO2-intensiver Materialien, beispielsweise bei Verputz, Estrich, aber auch bei wandbildenden Materialien wie Ziegel oder Stahlbeton. Das ist vor allem hinsichtlich der beträchtlichen CO2-Emissionen, die durch das Brennen von mineralischen Baustoffen entstehen, von Relevanz.
Ziel des Projektes ist die Ausweitung der Lehmanwendung im Baubereich. Erreicht werden soll dieses Ziel durch unterschiedliche Herangehensweisen. Ein wesentlicher Hinderungsgrund für den Einsatz von Lehm ist die unsichere rechtliche Lage bei dessen Anwendung. Neben einer Recherche zu vorhandenen regulatorischen Rahmenbedingungen und deren Anwendbarkeit in Österreich soll die Schaffung einer besseren Rechtssicherheit beim Einsatz von Lehmbaustoffen erwirkt werden. Durch Schaffung einer Drehscheibe für als Baustoff nutzbares Aushubmaterial soll eine Vernetzung zwischen Aushub- und Baufirmen geschaffen werden. Die Entwicklung eines Bausystems aus Holz, nachwachsenden Dämmstoffen und Lehm für die Fertigteilbauweise für den mehrgeschossigen Wohnbau kann die ökologische Bauweise vereinfachen und Bauvorhaben beschleunigen. Durch Entwicklung einer Methode zur Beurteilung der Umweltwirkungen regional, in Kleinstmengen produzierter und distribuierter Bauprodukte wird durch Einbeziehung von Aspekten, die bislang nicht in die Bewertung einfließen, die Umweltwirkung besser dargestellt. Der Ausbau vorhandener Aus-/Weiterbildungsmaßnahmen im akademischen Bereich sowie die Schaffung einer anerkannten Ausbildung für Handwerker:innen soll ein möglichst breites Angebot an Schulungsinitiativen im Lehmbau schaffen.
Der erhöhte Einsatz von Lehm führt systembedingt zu einer Erhöhung der Anwendung biobasierter Baumaterialien wie Stroh, Hanf oder Schafwolle. Dadurch kommen regional verfügbare und produzierte, teils CO2-speichernde Dämmstoffe zum Einsatz, konventionelle Baumaterialien werden weitestgehend durch klimaneutrale, kreislauffähige Materialien substituiert.
Bildquelle: Beatrix Hauer
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