ENZA
Projektleitung: Cosma Kremser, Lea Fröhlinger, Luisa Mihalyi
Projektbetreuung: Ao. Univ. Prof. DI Dr. Andrea Rieger-Jandl, DI Christoph Lachberger
Projektform: Design and Build
Partner: Museumsquartier Wien, Q21, AZW
Projektfinanzierung: TU Wien, Q21
Dauer: 22.2.-7.5.2023
Link: www.mqw.at/institutionen/q21/programm/enza
Im Zuge des Design/Build Entwerfens Lehminstallationen im Museumsquartier (FoB Baugeschichte und Bauforschung) entstand ENZA, ein Pendent zu den allseits bekannten Enzis im MuseumsQuartier. ENZA verhandelt folgende Gegensatzpaare: Plastik – Lehm | massiv – leicht | stehend – schwebend | Massenprodukt – Unikat | Außenraum – Innenraum | beständig – vergänglich
Der Baustoff Lehm ist ein zyklisches Material – sauber verwendet, kehrt Lehm zurück in den Boden, ohne die Umwelt zu verschmutzen oder indirekt zu belasten. Er kann lokal und im kleinen Maßstab aus dem Boden entnommen werden. Studierende der TU WIEN, die Künstlerinnen Cosma Kremser und Lea Fröhlinger haben sich gemeinsam mit Luisa Mihalyi intensiv mit dem Werkstoff auseinandergesetzt und für die MQ Art Box eine ortsspezifische Installation entwickelt: Ein Tuch schwebt im Raum und legt sich um etwas, das nicht mehr da und dennoch präsent ist. Gleich einem dystopischen Gruß aus der Welt nach der Massenproduktion wird den Enzi Stadtmöbeln, entworfen von den Architekten PPAG, Anna Popelka und Georg Poduschka, spielerisch ein vergängliches Denkmal gesetzt.
Die futuristisch anmutende Installation aus Lehm, Jute und Holz oszilliert zwischen Leichtigkeit und Mahnung und subversiert gängige Vorstellungen von nachhaltigen Materialien: Das Schwere wird leicht, das Traditionelle wird modern, das Ökologische wird ästhetisch, das Luftige trägt.
Die textile Schwerelosigkeit von ENZA wird durch die Verwendung von Lehm möglich und spiegelt den minimalen ökologischen Fußabdruck des Materials wider. Im Umgang mit Lehm geht es oft darum westliche Designstrategien bewusst zu verlernen, die auf Effizienz und Normierung basieren und auf Permanenz abzielen. Der traditionelle Lehmbau führt in vielen Gebieten zu kollektiven zyklischen Auffrischungsarbeiten an den Gebäuden. Das Bauwerk wird dabei als Prozess begriffen, der die ganze Gemeinschaft einbindet und von Festen begleitet wird, statt als fertiges Produkt. So wird die regelmäßige Pflege des gebauten Erbes zu einer interaktiven Auseinandersetzung mit den kulturellen Wurzeln. Dieses Vorgehen basiert auf einem alternativen Konzept von Ewigkeit, das weniger material-, als erinnerungsgebunden ist. In Anbetracht unserer überfüllten, globalisierten Welt stellt das einen spannenden Gegenentwurf dar, der dem
Vergänglichen seinen Tribut zollt.
Die Bauanleitung zu ENZA versteht sich in diesem Sinne als Demokratisierung: Jeder kann dieses Denkmal bauen – und nach den eigenen Vorstellungen verändern. Es ein weiteres Mal exakt gleich zu machen, wird nicht gelingen. Zum Glück. Die Ikea Referenz im Layout ist hierbei als ironische Anspielung auf die kapitalistische Massenproduktion zu verstehen, der sich ENZA entgegensetzt.
Die für das MuseumsQuartier identitätsstiftenden Enzi Möbeln verwandeln den Stadtraum zum lebendigen Wohnzimmer. Die Idee der kollektiven Aktivierung und Nutzung des öffentlichen Raumes ist seit den 1980er Jahren ganz im Sinne des Neuen Urbanismus. Bei näherer Betrachtung handelt es sich dabei um einen nachhaltigen Gedanken, der seit Jahrtausenden praktisch angewandt und heute zukunftsweisend wird.
Eine Kooperation mit dem Architekturzentrum Wien und der TU Wien. Der Dank der Künstlerinnen gilt Angelika Fitz, Andrea Rieger-Jandl, Christoph Lachberger und Abbas Mussawi, sowie der TU Wien, Institut für Baugeschichte und Bauforschung.
Text: Q21, www.mqw.at/institutionen/q21/programm/enza
Abbildungen:
00 Andrea Rieger-Jandl
01-03 Cosma Kremser, Lea Fröhlinger, Luisa Mihalyi
04-08 Anna Radlbauer
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