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Lehmausstellung

Projektleitung: Ao.Univ. Prof. DI Dr. Andrea Rieger-Jandl
Team: Denise Kiessling, Dorottya Novak, DI Ferenc Zamolyi
Entwurf: Xu Jian
Projektform: Design/Build, Lehmbauworkshop mit Studierenden
Projektpartner: Waldökozentrum Sopron
Dauer: März – Juni 2016
Video: https://vimeo.com/77064909

Am Gelände eines Waldökozentrum nahe Sopron wurde im Zuge eines Workshops eine Ausstellung über traditionelle Lehmausfachungstechniken errichtet. Eine bestehende Holzständerkonstruktion wurde mit verschiedenen Lehmausfachungen gefüllt, wobei die einzelnen Techniken mittels Informationstafeln (deutsch/ungarisch) beschrieben wurden, um das Wissen an die lokale Bevölkerung sowie an Besucher des Waldökozentrums weiter zu geben. Damit sollte ein Bewusstsein für den Wert des eigenen baukulturellen Erbes, für die Vorzüge der traditionellen Lehmbautechniken sowie die zeitgemäßen Einsatzmöglichkeiten des Materials Lehm geschaffen werden.

Folgende Ausfachungstechniken kamen zur Anwendung: Flechtwerk mit Lehmbewurf, Wickelstaken, Lehmziegel (Deutschl.: Lehmsteine), Leichtlehmziegel (mit Stroh), Stampflehm, Leichtlehm (mit Stroh bzw. Blähton), Taquesal (Südamerika), Stampflehm und Lehmwuzel (Deutschl.: Lehmpatzen). Die Ausfachungen wurden teilweise mit Lehmputzen und Anstrichen versehen (getestete Zusätze: Stroh, Dung, Kalk, Kasein, Bier, Leinöl, Canaubawachs).

Betrachtet man die Ausfachungstechniken im Vergleich, so können, was die Schwierigkeiten bei der Umsetzung und den benötigten Zeitaufwand betrifft, erhebliche Unterschiede festgestellt werden

Das Flechtwerk mit Lehmbewurf erfordert präzises Arbeiten, da die Qualität der Ausfachung vor allem von der Stabilität des Flechtwerks und dessen sicherer Verankerung im Gefache abhängig ist. Festgestellt wurde, dass Weidenruten leichter zu biegen sind als Haselstauden, die mindestens einen Tag in Wasser eingelegt werden müssen. Der Bewurf mit einem leichten Lehm-Stroh-Gemisch geht rasch und unkompliziert.

Vergleicht man verschiedene Arten der Leichtlehmausfachungen, so lässt sich feststellen, dass die in eine Schalung eingebrachte Stroh-Leichtlehmwand am schnellsten und einfachsten auszuführen ist. Die Schalung wird an den Holzständern montiert, das Stroh kann durchaus lang sein (bis zu 30 cm), es wird in eine dünne Lehmschlämme eingetaucht und in die Schalung eingebracht. Da dies nur mit leichtem Druck passiert, muss die Schalung nicht speziell stabil sein. Bereits nach einem Tag Trocknungszeit kann die Schalung entfernt werden und die Wand kann rasch durchtrocknen.

Im Vergleich dazu stellt die Herstellung von Stroh-Leichtlehmziegeln einen beträchtlichen Mehraufwand dar. Das relativ kurze Stroh (5-10 cm) wird mit einer dicken Lehmschlämme vermischt und in ein Ziegelmodel eingebracht. Wird das Model sofort entfernt, hängt es vom Wassergehalt und vom Mischungsverhältnis ab, ob der Ziegel formstabil bleibt. Ein Vortrocknen im Model ist vom Arbeitsablauf her und aufgrund der beschränkten Anzahl von Modeln kaum möglich. Der so hergestellte Leichtlehmziegel muss lange austrocknen und kann frühestens nach einer Woche versetzt werden. Gegenüber der geschalten Stroh-Leichtlehmwand braucht es also eine beträchtliche Anzahl an zusätzlichen Arbeitsschritten, die den Bauablauf verzögern.

Die Blähton-Leichtlehmwand ist vom Arbeitsaufwand her mit der geschalten Stroh-Leichtlehmwand vergleichbar. Da die einzelnen Blähton-Kugeln allerdings nur durch die Lehmschlämme zusammengehalten werden und sich nicht, wie das beim Stroh der Fall ist, ineinander verkeilen, muss beim Ausschalen größere Vorsicht angewendet werden, damit nicht Teile der Wand an der Schalung kleben bleiben. Auch der Vortrocknungsprozess, bis die Schalung entfernt werden kann, dauert länger. Es empfiehlt sich, zunächst nur jedes 2. Schalbrett durch seitliches Verschieben zu entfernen.

Bei den Wickelstaken werden Holzstaken mit in Lehmschlämme getauchtem Langstroh (ca. 30 cm) umwickelt. Dies erfordert ein gewisses Geschick und die Staken müssen erst trocknen, bevor sie in das Gefache, mit einer zuvor montierten beidseitigen Nut, eingeschoben werden können. Auch diese Leichtlehmausfachung ist gegenüber der Schalung mit Strohlehm als eher Zeit- und Arbeitsaufwändig anzusehen.

Zu den kompakteren Ausfachungen, die im Vergleich zum Leichtlehm allerdings kaum eine Dämmwirkung erzielen, gehören die Lehmziegel und die Lehmwuzel. Während bei den Lehmziegeln wiederum verschiedene Arbeitsprozesse kombiniert werden müssen (Ziegelherstellung im Model, Trocknung, Aufmauern mit Mörtel) ist das Wuzelmauerwerk vergleichsweise rasch und einfach herzustellen. Aus der aufbereiteten Lehmmischung (meist mit etwas Strohzugabe) werden Wuzel mit ca. 15 cm Durchmesser per Hand geformt und diese ohne Verwendung von Mörtel mittels Druck in das Gefache eingebracht. Nachteil ist, dass ab einer Höhe von ca. 1 m eine Trocknungszeit von 1-3 Tagen eingeplant werden muss (je nach Witterung) bis die unteren Wuzel druckfest genug sind, um einer weiteren Belastung standzuhalten.

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